Dienstag, 26. Oktober 2010

Tusenskönor, der neue Krimi von Kristina Ohlsson

Kristina Ohlsson gilt als eine der zukunftsträchtigsten schwedischen Krimiautoren und wurde nun, bereits nach ihrem zweiten Buch Tusenskönor (Ganseblümchen), zum Svenska Deckarakademins Pris, dem bedeutendsten schwedischen Preis für Verfasser von Kriminalromanen nominiert.

Ihr zweiter Kriminalroman hat die gleichen Hauptfiguren wie das erste Buch (Askungar), das vor einem Jahr auf den Markt kam, wobei die dominante Rolle auch hier Fredrika Bergman spielt, die, wie Kristina Ohlsson selbst, bei der Polizei als private akademische Hilfe angestellt ist.


Kristina Ohlsson beginnt ihr Buch Tusenskönor mit drei parallelen Geschichten, die zu Beginn kaum eine Verbindung haben und sich dann im Laufe der 400 Seiten immer enger verknüpfen. Da es sich jedoch um eine begrenzte Gruppe von Personen handelt, ist es relativ einfach den verschiedenen Fäden zu folgen.

Kristina Ohlssons Buch Tusenskönor wurde von schwedischen Kritikern in unterschiedlichster Weise aufgenommen, aber alle Kritiker waren sich in einem Punkt einig: Die Autorin meistert die schwedische Sprache mit jeder Feinheit, was auch für Leser, die nur Hochschwedisch beherrschen, sehr gut mit dem Buch zurechtkommen und die schwedische Sprache in vollen Zügen genießen können.

Der Kriminalroman Tusenskönor ist jedoch nicht nur ein spannender Roman, sondern gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Kulturen, mit Menschenschmuggel und der psychologischen Analyse betroffener Personen. Kristina Ohlsson behandelt in Tusenskönor alle Aspekte der handelnden Personen ohne nur eine Sekunde in das stereotype Bild der herkömmlichen Kriminalromane zu verfallen.


Die drei parallelen Handlungen mit denen das Buch beginnt:

Ein älteres Priesterpaar wird in der Wohnung tot aufgefunden. Auf den ersten Blick sieht es so aus, dass der Priester erst seine Frau und dann sich selbst tötete, weil er den Selbstmord durch eine Überdosis der gemeinsamen Tochter nicht verkraftete. Schon sehr schnell tauchen jedoch, trotzt eindeutigem Abschiedsbrief, Zweifel an der so offensichtlichen Handlung auf.

Ali, ein illegaler Einwanderer aus dem Irak wartet, eingeschlossen in einer Wohnung, auf einen Auftrag, der ihm und seiner Familie eine Zukunft in Schweden garantieren soll. Ali kennt weder den Auftraggeber noch weiß er welchen Auftrag er zu erledigen hat, bevor er seine Familie erneut treffen kann.

Eine junge Frau, die einen geheimnisvollen Auftrag in Thailand übernommen hat, wird plötzlich von der Umwelt abgeschlossen als sie die Heimreise antreten will. Der vorgebuchte Flug ist aus der Liste der Fluggesellschaft verschwunden, das Hotelzimmer ist nicht mehr zugänglich und E-mail sowie Handy können plötzlich nicht mehr genutzt werden. Von einer Sekunde zur anderen wird sie in Thailand obdachlos, ohne ihre Feinde zu kennen.

Die Bücher Askungar und Tusenskönor können beim Buchversand von Göteborg Aktuell erworben werden.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Kristina Ohlsson, eine schwedische Jungautorin mit Zukunft

Kristina Ohlsson wurde 1979 in Kristianstad in Skåne (Schonen) geboren, lebt und arbeitet mittlerweile jedoch in Stockholm. Kristina studierte an mehreren Hochschulen Schwedens Staatswissenschaft, arbeitete im Außenministerium und der militärischen Hochschule bevor sie sich für einen Dienst bei der schwedischen Sicherheitspolizei SÄPO entschied, wo sie an sicherheitspolitischen Analysen arbeitet.


Zu Hause bei Kristina Ohlsson

Bevor Kristina Ohlsson im Jahre 2009 ihren ersten Kriminalroman Askungar veröffentlichte, der bisher in 12 Sprachen übersetzt wurde, schrieb sie Bücher über die europäische Politik und die Krisengebieten im Mittelosten. Askungen war ihr erster Roman für den sie auch die Hauptfigur Fredrika Bergman schuf, eine Person, die nach Aussagen der Autorin etwa 50% ihrer eigenen Persönlichkeit übernommen hat.

Kristina Ohlsson erhielt im Jahre 2010 für ihr Erstlingswerk Askungar den mit 25.000 Kronen dotierten Stabilopreis, der jedes Jahr an einen Autor Südschwedens für einen spannenden Roman vergeben wird. Im August dieses Jahres kam nun das zweite Buch der Autorin mit dem Titel Tusenskönor beim Pirat förlaget auf den Markt in dem ebenfalls Fredrika Bergman die Hauptrolle spielt.

Bei der Wahl ihrer handelnden Figuren weicht Kristina Ohlsson von üblichen Schemas ab und vermeidet übermüdete weibliche und männliche Polizisten, die durch ihre Kleinkinder noch unter einen Zusatzstress geraten. Fredrika Bergman geht einen völlig unkonventionellen Weg, indem sie, zum Beispiel, mit knapp über 30 ihre Sehnsucht nach einem Kind auf diese Weise löst, dass sie sich von einem 25 Jahre älteren Mann schwängern lässt, der zudem verheiratet ist.

Kristina Ohlsson, die selbst gerne Kriminalromane und Memoiren liest, sagt, dass sie bereits heute Stoff für weitere drei Romane mit Fredrika Bergman im Kopf hat. Noch bevor ihr zweites Buch diesen August auf den Markt kam, begann sie bereits an einem dritten Werk mit ihrer Hauptfigur zu arbeiten.

Ich nächsten Beitrag kann man mehr über die Personen in Kristina Ohlssons Büchern lesen und erfährt wovon ihr Roman Tusenskönor (Gänseblümchen) handelt. Die Bücher von Kristina Ohlsson können über Göteborg Aktuell erworben werden.

Herbert Kårlin

Dienstag, 19. Oktober 2010

Die Übersetzung von schwedischen Büchern

Bücher aus dem Schwedischen werden in der Regel von Übersetzern übertragen, die Deutsch als Muttersprache beherrschen und die schwedische Sprache in Sprachschulen, Universitäten oder als Autodidakt nach einigen sommerlichen Aufenthalten in Schweden gelernt haben, was logischerweise einige Probleme mit sich bringt.

Natürlich kann ein entsprechender Übersetzer Bücher von Autoren, die aus dem Raum um Stockholm kommen und ein Hochschwedisch benutzen, je nach seiner Qualifikation, gut in die deutsche Sprache übertragen, vorausgesetzt, dass es sich um ein Thema handelt, das keine tieferen Kenntnisse in schwedischer Tradition und schwedischem Verhalten fordert. Bücher von Leif GW Persson oder Kristina Ohlsson können daher ohne größere Probleme in Deutsch veröffentlicht werden, was bei Henning Mankell, Sandra Gustafsson oder Marianne Fredriksson, die bei ihrer Wortwahl bisweilen weit vom Hochschwedisch abweichen, bereits ein größeres Problem darstellt.

Natürlich wird ein deutscher Leser schwedischer Autoren, der Schweden nicht sehr gut kennt, nie erfahren, was er durch eine schlechte Übersetzung verpasst und selbst der Lektor eines Verlages wird eine schlechte Übersetzung unter Umständen als sehr gutes Buch betrachten, was es auch ist. Was in solchen Fällen fehlt, ist nur, dass in entsprechenden Übersetzungen das wahre Schweden zu kurz kommt und deutsches Verständnis mit schwedischem Inhalt gemischt wird.

Ein guter Übersetzer von schwedischer Literatur muss mehrere Jahre in Schweden gelebt haben und die Mentalität der verschiedenen Regionen sehr gut kennen, denn nur dann wird er die Feinheiten des Landes, die Dialekte und eine unterschiedliche Anwendung von Grammatik verstehen und bei der Übersetzung berücksichtigen können. Und nur dann wird er bei älteren Autoren des Wärmlands nicht die norwegisch-schwedischen Worte nach bestem Gewissen erraten müssen, sondern den Geist des Wärmlands mit in seine Übersetzung mit aufnehmen.

Viele schwedische Autoren sind sehr eng an ihre Region gebunden, nicht nur was Traditionen und Brauchtum angeht, sondern auch hinsichtlich der Sprache. Selbst Anna Jansson benutzt in ihrer Wortwahl noch heute Ausdrücke und Redewendungen aus dem Gotland, obwohl sie schon seit vielen Jahren in Örebro wohnt. Wie sollte ein akademischer Übersetzer diese Feinheit bei einer Übersetzung entdecken und bei der Übersetzung berücksichtigen können?

Schweden hat auf einer Fläche, die Deuschland um fast 100.000 Quadratkilometer übersteigt, eine Vielzahl an Kulturen und, man kann auch sagen Regionalsprachen, denn Umeå besitzt ebenso eigenen Worte wie das Dalsland und Göteborg. Die meisten dieser Worte findet man in keinem Lexikon und keinem Wörterbuch. Selbst die Bewohner Stockholms können mit entsprechenden Begriffen oft nichts anfangen, obwohl sie in der Literatur teilweise verwendet werden und sie in der entsprechenden Region bereits Urlaub machten.

Während der kommenden Buchmesse in Göteborg mit der deutschsprachigen Literatur im Fokus können Besucher und Verleger aus dem deutschsprachigen Raum nicht nur deutsche Bücher präsentieren oder schwedische Neuausgaben entdecken, sondern auch einen Blick auf die schwedische literarische Realität und die schwedische Kultur werfen, was einem gegenseitigen kulturellen Austausch nur zu Gute kommen kann.

In den folgenden Wochen werden einzelne Autoren und deren Bücher auf diesen Seiten gezielt besprochen. Als erste Autorin ist für nächste Woche Kristina Ohlsson mit ihrem zweiten Buch „Tusenskönor“ (Gänseblümchen) vorgesehen.

Copyright: Herbert Kårlin

Sonntag, 10. Oktober 2010

Die Buchmesse Bok & Bibliotek 2011

Am 22. September 2011 öffnen sich die Pforten der Svenska Mässan in Göteborg für die 27. Buchmesse Bok & Bibliotek, die dann die deutschsprachige Literatur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Fokus hat. Für viele Skandinavier bedeutet dies einen Überblick über die moderne und verkaufsträchtige deutschsprachige Literatur zu bekommen und schwedische Verlage haben die Möglichkeit Werke zu entdecken, die sie anschließend ins Schwedische übersetzen lassen können. Die Buchmesse ist damit eine bedeutende Chance für deutschsprachige Autoren einen Sprung in die literarische schwedische Welt zu machen, vorausgesetzt, dass die deutschen Verlage Bücher wählen, die auch der schwedischen Mentalität entsprechen.

Erica JongErica Jong während der Göteborger Buchmesse 2010

Deutschsprachige Besucher der Buchmesse Bok & Bibliotek in Göteborg haben die Chance schwedische Bücher zu extrem günstigen Preisen zu erwerben und zahlreiche der schwedischen Autoren aus nächster Nähe zu erleben, die während der Messe ihre letzten Werke vorstellen, an Podiumsdiskussionen und Seminaren teilnehmen. Für die Besucher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bedeutet die Teilnahme an der Buchmesse jedoch nicht nur schwedische Literatur zu entdecken, sondern auch ein Stück schwedischer Mentalität zu erleben.

Egal, ob man als Übersetzer aus dem deutschsprachigen Raum zur Buchmesse kommt, selbst ein Autor ist, als Verleger tätig ist oder man nur ein Liebhaber der schwedischen Literatur ist, die Buchmesse in Göteborg gehört zu einem Ereignis, das man sich ebenso wenig nehmen lassen sollte wie die Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse oder jener in Barcelona.

Während die Buchmesse Bok & Bibliotek in Göteborg noch vorbereitet wird, können Liebhaber der skandinavischen Literatur, die den Einträgen von Buchmesse Göteborg folgen, bereits heute an einer Art Buchmesse teilhaben, indem sie schwedische Autoren kennen lernen, Bücher finden, die bisher noch nicht übersetzt wurden und vieles über schwedische Literatur und Übersetzungen finden.

Copyright: Herbert Kårlin