Mittwoch, 17. November 2010

Engångsligg (One-Night Stand) von Josefin Palmgren

Das Buch Engångsligg (One-Night Stand) ist das erste Buch der 21-jährigen Stockholmerin Josefin Palmgren, einer Autorin, die von sich selbst sagt, dass die Hauptfigur ihres Buches zu gut 50% sie selbst ist, dass sie sich bisher in über 30 verschiedenen Berufen versuchte, dass sie eine aktive Bloggerin ist, dass sie ein Pedant was Rechtschreibung angeht. Außer diesen Angaben weiß man nicht sehr viel mehr von Josefin.

Foto: Sandra Qvist, Albert Bonniers Förlag

Das Buch Engångsligg gleicht auf dem ersten Blick einer Art Tagebuch, das von Eindrücken, persönlichen Erlebnissen und der Atmosphäre in einem Werbebüro spricht und erst auf den zweiten Blick zu Literatur wird. Dies liegt vor allem daran, dass Josefin Palmgren kurze Sätze benutzt, angefangene Erzählungen oft erst viele Seiten später abschließt und mit Worten spielt. Jemand mit literarischer Ausbildung hätte vermutlich aus den 151 Seiten, die das Buch umfasst, 300 geschrieben und hätte dabei die Aussagekraft und die Stärke des Buches vernichtet.

Engångsligg ist ein Buch, das die Generation zwischen 18 und 25 schildert, eine Generation, die man heute in allen Großstädten findet, eine Generation ohne viel Perspektive, für die Nachtleben ein Ausdruck für Suche nach Geborgenheit und Gemeinschaft ist und in deren Leben Facebook und SMS zum Alltag gehören.

Josefin Palmgrens Engångsligg handelt natürlich auch von one-night-stands, aber der Begriff ist bei ihr mehr übergeordnet zu sehen, denn für die Autorin ist ein engångsligg auch ein Abend, der zu absolut nichts führt, oder eine Nacht mit Unbekannten an der sie zu Morgenstunden alkoholisiert einen Nachtclub verlässt, oder ein Abend, der nur oberflächliche Gespräche mit uninteressanten Leuten mit sich brachte.


Auf der anderen Seite ist das Buch Engångsligg ein Buch, das wie kein anderes das Leben um Storeplan in Stockholm beschreibt und eine Pflichtlektüre für alle sein sollte, die nach Stockholm ziehen oder dort studieren wollen, unabhängig ob es sich dabei um Schweden oder Deutsche handelt.

Auch in sprachlicher Hinsicht sollte Josefin Palmgrens Buch zur Pflichtlektüre werden, denn sie benutzt durchgehend die jugendliche Alltagssprache Stockholms und verwendet dabei häufig Worte und Ausdrücke, die einem nicht in Schweden lebenden Übersetzer das Leben schwer machen können, zumal viele der Begriffe nicht in Wörterbüchern zu finden sind und zudem bei Jugendlichen bereits einen Inhaltswandel erlebt haben.

Engångsligg ist kein Roman in herkömmlichem Sinn und die letzte Seite lässt die Geschehnisse einfach fortsetzen, in gleichem Sinne wie das Leben nach jedem einzelnen Erlebnis einfach weiter geht, aber immer nimmt man diese Erlebnisse mit in die Zukunft. Wer Josefin Palmgrens Buch gelesen hat, stellt sich nur die Frage, ob die Autorin ausreichend Fantasie verarbeitete um mit einem zweites Buch anschließen zu können, oder ob sie ihr persönliches Tagebuch zu einem Roman verwandelt hat und dem Leser damit eine einmalige Zeitaufnahme lieferte.

Das Buch Engångsligg von Josefin Palmgren kann beim Buchversand von Göteborg Aktuell erworben werden.

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