Sonntag, 26. Dezember 2010

Gul ondska, das gelbe Übel, von Peter Gissy

Peter Gissy hat bisher zehn Kriminalromane (und mehrere Kinderbücher) geschrieben, die bisher jedoch nicht ins Deutsche übertragen wurden, obwohl er sich von der Masse der Verfasser an schwedischen Krimis deutlich abhebt und zudem bei mehreren Büchern eine deutsche Anbindung hat.

Einer der Unterschiede zu anderen Kriminalautoren ist die Tatsache, dass der im Jahre 1947 geborene Peter Gissy deutsche Vorfahren hat und die Hochschule für Journalismus in Stockholm besucht hat, also als professioneller Autor auch weiß nach welchen Regeln ein Roman aufgebaut werden muss, damit er in jedem Moment seine Spannung behält und dass er multikulturell erzogen wurde.

Copyright: Tre Böcker Förlag AB, Göteborg

Der nächste Unterschied besteht darin, dass Peter Gissy es auch meistert zwei Personen gleichzeitig zu Hauptfiguren zu machen, denn bei Gul onska hat neben der Kriminalpsychologin Jessica Anehammer auch Gissys andere Hauptfigur, Kent Mortland, eine bedeutende Rolle. Bei Gul Ondska verflechten sich mehrere Geschichten ohne dass der Leser auch nur eine Sekunde den Faden einer der Handlungen verliert.

Der dritte Unterschied zwischen der Mehrheit an Autoren von Kriminalromanen und Peter Gissy ist die Tatsache, dass seine Handlungen bisweilen in mehreren Ländern spielen. Denn auch wenn man seinen letzten Krimi Gul ondska dominant in Göteborg situieren kann, so reist Ken Mortland auch nach Deutschland. Der Leser erlebt Hamburg sowie einen Teil der früheren DDR und stellt fest, dass Peter Gissy auch in Deutschland nichts dem Zufall überlassen hat, sondern sich über geschichtliche Handlungen informierte und die handelnden Orte auch besucht hat.

Während der Mord in Gul ondska mehr einer amerikanischen Linie folgt als der schwedischen, so geht Peter Gissy die Handlung jedoch mehr von der psychologischen Frage des Täters und seiner Verfolger an, was es ihm erlaubt, dem Leser auch die Gefühlswelt mehrere Personen näherzubringen und daher die Schuldfrage nicht in Gut und Böse zu suchen, sondern auch Ursache und Folge erlebt. Ein scheinbar perfekter Mord ohne Spuren lässt gerade wegen der Vermeidung von Spuren solche entdecken, die letztendlich zum Täter führen.


Die zweite, erst fast private Geschichte, die Kent Mortland zu lösen hat, siedelt sich dagegen in der deutschen Vergangenheit zur Zeit des Naziregimes an, was gewisse Parallelen zwischen Peter Gissys tatsächlicher Vergangenheit als Sohn deutscher Vertriebener aus der früheren Tschechoslowakei und geschichtlichen Tatsachen aufzeigt, die der Autor in seinem jüngsten Buch verarbeitet. Die Erzählung nimmt daher fast einen persönlichen Charakter an.

Aber außer den beiden parallelen Geschichten lässt Peter Gissy in Gul Ondska den Leser auch ein aktuelles Problem entdecken, nämlich die Nicht-Selbstverständlichkeit von Homosexualität innerhalb einer sogenannten offenen Gesellschaft, die den Begriff Toleranz nur dann anwendet, wenn er in das eigenen Weltbild passt.

Auch wenn Peter Gissy seit sehr vielen Jahren in Göteborg lebt und arbeitet und sich seine Handlungen in sehr gut geschildertem Göteborger Milieu abspielen, so benutzt er ein mehr klassisches Hochschwedisch, das seine Bücher einem großen Leserkreis öffnen, aber ihnen gleichzeitig etwas sprachliche Lokalität fehlen lassen, die jedoch nur die Leser aus dem Västra Götaland entdecken und vermissen.

Gul ondska ist Peter Gissys fünftes Buch bei dem Kent Mortland die eigentliche Hauptfigur ist, ein Journalist wie der Autor selbst, ein Journalist, der seine Arbeit zum Teil in Frage stellt. Peter Gissys jüngstes Buch könnte merkwürdigerweise deutschen Lesern mehr über die eigene Geschichte näher bringen als den schwedischen Lesern, die zu Kunstdiebstählen unter Hitler, dem deutschen Flüchtlingsproblem der Nachkriegszeit und dem Leben in der ehemaligen DDR weitaus weniger Beziehungen haben.

Das Buch "Gul Ondska" von Peter Gissy kann beim Buchversand von Göteborg Aktuell erworben werden.

Copyright: Herbert Kårlin

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