Mittwoch, 29. Dezember 2010

Aino Trosell und die schwedische Frauen-Arbeiterliteratur

Aino Trosell wurde 1949 in Malung geboren und gehört zu den schwedischen Autorinnen, die nicht nur als Verfechterin der Arbeiterliteratur gelten, sondern auch die selbständige und unabhängige Rolle der Frau in den Vordergrund stellt. Die Autorin, die mittlerweile 20 Bücher veröffentlichte, kann mit Recht als die erste schwedische Autorin für Frauen-Arbeiterliteratur bezeichnet werden und die eine wichtige Rolle in der schwedischen Frauenbewegung spielt.

Aino Trosell ist in Västerdalarna aufgewachsen, in einer Gegend wo das ungeschriebene Jäntelagen noch heute seine Spuren zeigt. Auch wenn die Autorin bereits im Aufbruchsschweden aufwuchs, so lebte sie während ihrer Kindheit noch in einem Schweden des 19. Jahrhunderts, in der eine Frau in den Dörfern Dalarnas nur dazu geboren wurde um Kinder zu gebären und Heim- und Hofarbeit zu leisten.


Aino Trosell über ihr neues Buch "Hjärtblad"

Ainos Leben veränderte sich, als sie Dalarna mit 17 verließ, um sich in Göteborg anzusiedeln. Bevor sie die Sozialhochschule in Göteborg besuchte, arbeitete sie einige Zeit im Sank Jörgens Krankenhaus und in einer Tabakfirma. Nach Abschluss der Hochschule begann sie im Sozialbüro des Arbeiterviertels Masthugget zu arbeiten, was sich jedoch als Fehlentscheidung herausstellte, da sie den psychischen Anforderungen eines Sozialarbeiter in dieser Gegend einfach nicht gewachsen war.

Ihren nächsten Arbeitsvertrag erhielt sie in der Göteborger Arendalswerft, wo sie als Schweißerin in einem Männerberuf arbeitete und ihre Energie zurück gewann. In dieser Zeit begann sie auch zu schreiben. Aino Trosell fand den Stoff in der Zeit, als sie noch als Sozialarbeiterin tätig war und veröffentlichte ihr erstes Buch „Socialsvängen“ dann im Jahre 1978. Es dauerte jedoch noch sieben Jahre bis sie von ihren Büchern auch leben konnte.

Mit 40 zog Aino Trosell dann zurück nach Dalarna, in Begleitung ihres Mannes und ihrer vier Kinder. Wenige Jahre später scheiterte jedoch die Ehe und die Autorin zog nach Enköping, wo sie ebenfalls mehrere Jahre verbrachte. Im Herbst 2010 zog sie dann in eine Wohngemeinschaft nach Stockholm, wo sie, nach eigenen Erzählungen, ein neues Leben begann.

Aino Trosell hat in mehreren ihrer Bücher ihre eigenen Erfahrungen aus der Arbeitswelt, insbesondere die Warte als Frau in einem Männerberuf beschrieben, was ihr mehrere Preise brachte und sie zu einem Vorreiter der kritischen Frauenromane machte.

Die Autorin hat, außer den Romanen mit historischem Einschlag aus der weiblichen Perspektive, auch vier Kriminalromane geschrieben. Ihr bisher letztes Buch „Hjärtblad“ ist allerdings das persönlichste der 20 Werke, da sie hier ihre Kindheit in Dalarna und die Erzählungen ihres Vaters verarbeitet. Der Leser folgt hier den Spuren des Mädchens Hulda, das sehr viele Parallelen zum Leben von Aino Trosell aufgreift und die Rolle der Frau Ende des 19. Jahrhunderts im ländlichen Schweden beschreibt.

Copyright: Herbert Kårlin

Sonntag, 26. Dezember 2010

Gul ondska, das gelbe Übel, von Peter Gissy

Peter Gissy hat bisher zehn Kriminalromane (und mehrere Kinderbücher) geschrieben, die bisher jedoch nicht ins Deutsche übertragen wurden, obwohl er sich von der Masse der Verfasser an schwedischen Krimis deutlich abhebt und zudem bei mehreren Büchern eine deutsche Anbindung hat.

Einer der Unterschiede zu anderen Kriminalautoren ist die Tatsache, dass der im Jahre 1947 geborene Peter Gissy deutsche Vorfahren hat und die Hochschule für Journalismus in Stockholm besucht hat, also als professioneller Autor auch weiß nach welchen Regeln ein Roman aufgebaut werden muss, damit er in jedem Moment seine Spannung behält und dass er multikulturell erzogen wurde.

Copyright: Tre Böcker Förlag AB, Göteborg

Der nächste Unterschied besteht darin, dass Peter Gissy es auch meistert zwei Personen gleichzeitig zu Hauptfiguren zu machen, denn bei Gul onska hat neben der Kriminalpsychologin Jessica Anehammer auch Gissys andere Hauptfigur, Kent Mortland, eine bedeutende Rolle. Bei Gul Ondska verflechten sich mehrere Geschichten ohne dass der Leser auch nur eine Sekunde den Faden einer der Handlungen verliert.

Der dritte Unterschied zwischen der Mehrheit an Autoren von Kriminalromanen und Peter Gissy ist die Tatsache, dass seine Handlungen bisweilen in mehreren Ländern spielen. Denn auch wenn man seinen letzten Krimi Gul ondska dominant in Göteborg situieren kann, so reist Ken Mortland auch nach Deutschland. Der Leser erlebt Hamburg sowie einen Teil der früheren DDR und stellt fest, dass Peter Gissy auch in Deutschland nichts dem Zufall überlassen hat, sondern sich über geschichtliche Handlungen informierte und die handelnden Orte auch besucht hat.

Während der Mord in Gul ondska mehr einer amerikanischen Linie folgt als der schwedischen, so geht Peter Gissy die Handlung jedoch mehr von der psychologischen Frage des Täters und seiner Verfolger an, was es ihm erlaubt, dem Leser auch die Gefühlswelt mehrere Personen näherzubringen und daher die Schuldfrage nicht in Gut und Böse zu suchen, sondern auch Ursache und Folge erlebt. Ein scheinbar perfekter Mord ohne Spuren lässt gerade wegen der Vermeidung von Spuren solche entdecken, die letztendlich zum Täter führen.


Die zweite, erst fast private Geschichte, die Kent Mortland zu lösen hat, siedelt sich dagegen in der deutschen Vergangenheit zur Zeit des Naziregimes an, was gewisse Parallelen zwischen Peter Gissys tatsächlicher Vergangenheit als Sohn deutscher Vertriebener aus der früheren Tschechoslowakei und geschichtlichen Tatsachen aufzeigt, die der Autor in seinem jüngsten Buch verarbeitet. Die Erzählung nimmt daher fast einen persönlichen Charakter an.

Aber außer den beiden parallelen Geschichten lässt Peter Gissy in Gul Ondska den Leser auch ein aktuelles Problem entdecken, nämlich die Nicht-Selbstverständlichkeit von Homosexualität innerhalb einer sogenannten offenen Gesellschaft, die den Begriff Toleranz nur dann anwendet, wenn er in das eigenen Weltbild passt.

Auch wenn Peter Gissy seit sehr vielen Jahren in Göteborg lebt und arbeitet und sich seine Handlungen in sehr gut geschildertem Göteborger Milieu abspielen, so benutzt er ein mehr klassisches Hochschwedisch, das seine Bücher einem großen Leserkreis öffnen, aber ihnen gleichzeitig etwas sprachliche Lokalität fehlen lassen, die jedoch nur die Leser aus dem Västra Götaland entdecken und vermissen.

Gul ondska ist Peter Gissys fünftes Buch bei dem Kent Mortland die eigentliche Hauptfigur ist, ein Journalist wie der Autor selbst, ein Journalist, der seine Arbeit zum Teil in Frage stellt. Peter Gissys jüngstes Buch könnte merkwürdigerweise deutschen Lesern mehr über die eigene Geschichte näher bringen als den schwedischen Lesern, die zu Kunstdiebstählen unter Hitler, dem deutschen Flüchtlingsproblem der Nachkriegszeit und dem Leben in der ehemaligen DDR weitaus weniger Beziehungen haben.

Das Buch "Gul Ondska" von Peter Gissy kann beim Buchversand von Göteborg Aktuell erworben werden.

Copyright: Herbert Kårlin

Montag, 13. Dezember 2010

Helene Turstens Krimi „Den som vakar i mörkret“

Das jüngste Buch Helene Turstens mit dem Titel „Den som vakar i mörkret“, das in Deutschland unter dem Titel „Der im Dunkeln wacht“ auf den Markt kam, unterscheidet sich in einem bedeutenden Punkt von den vorhergehenden Kriminalromanen der Autorin mit Irene Huss als Hauptperson. Das Buch entstand, nachdem das Manuskript für den Film bereits geschrieben war und der filmische Aspekt tritt daher an manchen Stellen vor den literarischen Aspekt, der die anderen Bücher dominierte.

Wer bisher Göteborg auf den Spuren der Kriminalinspektorin Irene Huss entdeckte, wird bei „Den som vakar i mörkret“ teilweise enttäuscht, denn die Beschreibungen vom Frölunda Torg stimmen in keiner Weise mit der Realität überein. Keines der beiden Einkaufszentren, die im Buch eine gewisse Rolle spielen, sind dort vorhanden.

Foto: Roger Borgelid - Pirat Förlaget

Orte, die im Freien spielen sind dagegen auch im neuesten Buch der Kriminalautorin teilweise selbst detailreich wiedergegeben, wobei sich alle Handlungen des Buches am Randgebiet Göteborgs abspielen, das Besucher der Stadt nur sehr selten zu Gesicht bekommen. Noch wohnt Irene Huss auch in Fiskebäck, einer Gegend, die sehr von der Aktivität der Freikirchen Schwedens beeinflusst ist, aber schon zeichnen sich neue Wege ab.

Das Buch „Den som vakar i mörkret“ nimmt ein sehr aktuelles Thema ins Visier, nämlich das Cyberstalking, eine Methode des Stalkings, das mit der Anwendung der sozialen Medien und privater Blogs eine reelle Gefahr wird, der sich die Mehrheit der Anwender dieser Medien nicht bewusst sind, aber auch bei der Aufklärung von Straftaten unter Umständen sehr hilfreich sein kann.


Eine weitere Besonderheit des jüngsten Buches von Helene Tursten ist, dass hier der Jäger gleichzeitig zum Wild wird, denn während Irene Huss einen Fall aufklärt wird sie selbst zur Gejagten, was dem Buch (und Film) eine gesteigerte Spannung verleiht, auch wenn in Schweden unter Kriminalautoren zur Zeit der dieser Trend entsteht, dass weibliche Polizistinnen Zielgruppe von Kriminellen werden.

Helene Tursten verarbeitet in ihrem Buch „Den som vakar i mörkret“ gleichzeitig einen weiteren schwedischen Trend, der in Buch und Film ebenfalls der Steigerung der Spannung dient. Es geht um die Aufarbeitung klinisch perfekter Morde, die Techniker und Polizei vor zahlreiche Rätsel stellen und die Aufklärung des Falles schwierig machen. Irene Huss und Kollegen müssen den Fall, mangels Spuren, auf psychologische Weise angehen, Profiling benutzen und mit der Ausschließungstheorie arbeiten.

Auch wenn das Buch „Den som vakar i mörkret“ in der Beschreibung Göteborgs als etwas oberflächlich zu betrachten ist, so liegt die Stärke des Buches darin, dass Helene Tursten bei ihrer Arbeit die jüngsten Trends der schwedischen Kriminal-Literatur aufgreift und damit in gewisser Weise auch vielen anderen Autoren Schwedens eine neue Richtung weist, die den schwedischen Krimi von deutschen oder amerikanischen abhebt.

Das Buch "Den som vakar i mörkret" von Helene Tursten kann beim Buchversand von Göteborg Aktuell erworben werden.

Copyright: Herbert Kårlin

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Helene Tursten und Irene Huss

Die Schriftstellerin Helene Tursten, geboren am 17. Februar 1954, gehört mittlerweile zu den meist übersetzen Verfassern von Kriminalromanen Schwedens. Ihren Erfolg verdankt sie der Kriminalinspektorin Irene Huss, die in zehn ihrer Büchern die Hauptrolle einnimmt. Sechs dieser Bücher wurden bereits in Deutsch-Dänisch-Schwedischer Kooperation verfilmt, weitere sechs Filme sind geplant.

Helene Tursten, die erst drei Jahre lang als Krankenschwester arbeitete, studierte Zahnmedizin und arbeitete dann neun Jahre lang als Zahnärztin. Die Autorin wurde in Göteborg geboren, genau genommen im Stadtteil Fiskebäck, wo auch ihre Romanfigur Irene Huss in den bisherigen Büchern wohnte, ein Stadtteil, der sehr von den Aktivitäten der Freikirchen geprägt ist, was sich auch bei ihren Büchern zum Teil zeigt.


Helene Tursten: Sechs neue Filme und ein Buch über Cyberstalking

Wegen einer schweren rheumatischen Erkrankung musste Helene Tursten ihren Traumberuf als Zahnärztin aufgeben und wurde sehr frühzeitig Pensionär. Als die Autorin ihren Beruf aufgeben musste, zog sie 1988 von Göteborg nach Sunne im Wärmland, wo sie begann Artikel für eine Patientenzeitschrift zu schreiben und medizinische Texte zu übersetzen.

Erst im Herbst 1995, nachdem Helene Tursten einen Kurs für Textverarbeitung abgeschlossen hatte, begann sie ihren ersten Kriminalroman „Den krossade tanghästen“ zu schreiben, der dann 1998 auf den Markt kam und im Deutschen im Jahre 2000 unter dem Titel „Der Novembermörder“ erschien. Unmittelbar nach dem Erscheinen des Buches ging es mit der Karriere Helene Turstens als Verfasserin von Kriminalromanen nur aufwärts.

Auch wenn Helene Tursten oft als die Kriminalkönigin des Wärmlands bezeichnet wird, so handeln ihre Kriminalromane, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden, alle in Göteborg und seiner näheren Umgebung. Während ihre Beschreibungen des Göteborger Milieus und den handelnden Orten in ihren ersten Büchern fast als Stadtführer betrachtet werden können, so weichen die handelnden Orte, vor allem in ihrem zehnten Buch, erheblich von der Realität ab.

Während die Handlungen der Kriminalromane ausschließlich von Helene Tursten kommen und man auch gewisse Parallelen zwischen der Autorin und ihrer Hauptfigur Irene Huss finden kann, so werden die kriminaltechnischen Teile von ihrem Ehemann Hilmer, der früher bei der Polizei arbeitet (und heute Zahnarzt ist) der Realität angepasst.

Die Kriminalromane mit Irene Huss erscheinen mittlerweile, nahezu parallel zu den schwedischen Ausgaben, auch in deutscher Sprache. Für die neuen sechs Filme, für die die Dreharbeiten Ende 2011 abgeschlossen sein werden, entstanden zum Teil völlig neue Manuskripte. Sämtliche sechs Filme werden in Deutschland im Laufe des Jahres 2012, erneut parallel zu den schwedischen Filmen, gezeigt werden.

Die Bücher von Helene Tursten können beim Buchversand von Göteborg Aktuell erworben werden.

Copyright: Herbert Kårlin

Montag, 29. November 2010

Der Kriminalroman Silhuetten von Christina Larsson

Die in Göteborg lebende Autorin Christina Larsson erzählt über sich selbst noch weniger als bereits ihre Hauptfigur, die Kriminalkommissarin Ingrid Bergman über sich erzählt, obwohl Christina Larsson in ihrem vierten Buch die Kommissarin erstmals etwas menschlicher gestaltet und sie dadurch dem Leser auch näher bringt.

Foto: Lars Ardarve - Tre Böcker Förlag AB

Wie bereits die ersten drei Bücher der Autorin, so spielt auch dieses vierte Buch, das unter dem Titel Silhuetten auf den Markt kam, in rein Göteborger Milieu und der Leser kann den einzelnen Schritten der handelnden Personen ohne Probleme nachgehen und wird dabei sowohl die Koloniestugor an den Delsjön finden wie den Näckrosdammen oder den Eingang zu den unterirdischen Gängen in Göteborg. Wer als Göteborger das Buch Silhuetten liest, weiß, dass Christina Larsson Göteborg mit einigen seiner Geheimnissen sehr gut kennt.

Silhuetten lässt zwei Gewaltverbrechen fast parallel geschehen, wobei die Autorin bei diesem Buch auch die Hauptfigur Ingrid Bergmann in zwei Rollen drängt, nämlich in die der Kommissarin, aber auch in jene einer verdächtigen Kriminellen. Christina Larsson lässt bis zum Schluss des Buches offen ob und wie sich Ingrid Bergman aus dieser doppelten Situation rettet.

Christina Larsson schrieb mit Silhuetten einen modernen Kriminalroman, der sowohl klassische Elemente erhält, als auch neuere Wege eingeht, wobei sie, wie so viele schwedische Kriminalautorinnen, einer weiblichen Kommissarin die Hauptrolle gibt, was dadurch fast ebenso zu einem Klischee wird wie die früheren permanenten männlichen Kommissare. Andererseits kann natürlich eine Frau auch die weiblichen Aspekte besser bewerten als die männlichen.


Christina Larsson benutzt bei Silhuetten keinerlei Göteborger Ausdrücke, sondern benutzt die schwedische Hochsprache, auch wenn während des Korrekturlesens einige Tippfehler übersehen wurden. Die Autorin spricht mit dieser Sprachwahl ein breites Publikum an, auch wenn durch das Eliminieren des Göteborger Wortschatzes für Westschweden eine Kleinigkeit fehlt, die für viele der Charme der Stadt ist.

Der Aufbau von Silhuetten ist gut durchdacht und bleibt bis zur letzten Zeile logisch, wobei Christina Larsson den CSI-Kriminalismus vermeidet, ohne jedoch auf DNA und moderne Kriminaltechnik zu verzichten. Selbst die technischen Beschreibungen lassen daher nur wenige Ungenauigkeiten oder Übertreibungen erscheinen.

Christina Larsson lässt in ihrem vierten Buch die Spannung permanent steigen und selbst wenn man die Täter bereits kennt, so ist sie in der Lage auch die folgenden Handlungen noch spannend zu gestalten, so dass es während der Lektüre immer schwieriger wird das Buch aus der Hand zu legen.

Das Buch Silhuetten von Christina Larsson kann beim Buchversand von Göteborg Aktuell erworben werden.

Copyright: Herbert Kårlin

Montag, 22. November 2010

Probleme beim Übersetzen eines schwedischen Buches

Ein Übersetzer, der Bücher aus dem Schwedischen ins Deutsche übertragen will, steht vor mehreren Problemen, wenn er keine engsten Kontakte zu Schweden aus den verschiedensten Regionen hat, da es in der schwedischen Literatur keine einheitliche Sprache gibt, wobei es sich hier nicht nur um Literatur in literarischer Sprache und Umgangssprache handelt.

Sehr viele moderne schwedische Autoren benutzen einen Wortschatz, der zum Teil nur in bestimmten Regionen Schwedens vorkommt und einem schwedischen Leser, selbst wenn er nicht unbedingt jedes Wort versteht, einen Hinweis darüber geben aus welchem Teil Schwedens der Verfasser kommt. Gleichzeitig entsteht dabei auch das Bild einer bestimmten Umgebung, eines bestimmten Essens, einer bestimmten Kultur, die ein guter Übersetzer weitgehend im Deutschen übernehmen sollte.

Aber auch regionaler Wortschatz ist in Schweden nicht einheitlich, denn in fast allen Regionen existieren parallel drei Grundgruppen an Autoren, die weder die gleichen Worte benutzen, noch aber einem Wort den gleichen Inhalt geben. Das Problem für den Übersetzer ist nicht nur diese Worte auch zu verstehen, sondern den Inhalt einzelner Worte so in die deutsche Sprache zu übertragen, dass auch im Deutschen die Unterschiede sichtbar sind. Es ist völlig unsinnig einen schwedischen Junautor mit den gleichen Worten zu übersetzen wie einen Autor, der heute 70 Jahre als ist.

Und hierbei kommt man als Übersetzer, wenn man Schweden nur als Besucher kennt, zu einem der größten Probleme, denn selbst wenn man die deutsche Sprache mit den verschiedensten Sprachniveaus beherrscht., so gibt keine zweisprachigen Lexika oder Wörterbücher, die über den heutigen schwedischen Wortschatz verfügen. Ein guter Übersetzer verzichtet auf diese Lernhilfmittel ohnehin vollständig.

Aber auch die einsprachigen schwedischen Lexika und Wörterbücher erklären nicht die heutige schwedische Sprache, sondern hinken der Sprachentwicklung um zehn bis fünfzehn Jahre hinterher. Die einzige sinnvolle Methode auch die schwedische Sprachentwicklung verfolgen zu können bietet, außer ständigem persönlichem Kontakt mit unterschiedlichen schwedischen Gruppen aus verschiedenen Regionen, nur Internet, da es zahlreiche Sites gibt, die neue Worte oder veränderten Gebrauch von Worten erklären. Nur über diese Weise findet man in Foren und über die sozialen Medien Kontakte zur tatsächlichen Sprachentwicklung.

Wer aus der schwedischen Sprache übersetzt und nicht in Schweden lebt und völlig in der schwedischen Gesellschaft verankert ist, wird jedoch selbst unter optimalen Bedingungen noch seine Grenzen entdecken, die zu fehlerhaften Übersetzungen führen. Zum einen verwenden einige schwedische Autoren völlig selbstverständlich Ausdrücke und Redewendungen, die, je nach Region, aus dem Dänischen, dem Norwegischen oder auch aus dem Samischen kommen. Zum anderen benutzt man, zum Beispiel, auf den Schären für Tiere und Bezeichnungen in der Natur bereits andere Ausdrücke als auf dem Festland und benutzt diese Ausdrücke auch in der Literatur. Es gibt natürlich regionale Wörterbücher mit bis zu 20.000 Worten, die entsprechende Begriffe ins Schwedisch übersetzen, aber für Übersetzer in Deutschland sind diese Bücher unerreichbar.

Copyright: Herbert Kårlin

Mittwoch, 17. November 2010

Engångsligg (One-Night Stand) von Josefin Palmgren

Das Buch Engångsligg (One-Night Stand) ist das erste Buch der 21-jährigen Stockholmerin Josefin Palmgren, einer Autorin, die von sich selbst sagt, dass die Hauptfigur ihres Buches zu gut 50% sie selbst ist, dass sie sich bisher in über 30 verschiedenen Berufen versuchte, dass sie eine aktive Bloggerin ist, dass sie ein Pedant was Rechtschreibung angeht. Außer diesen Angaben weiß man nicht sehr viel mehr von Josefin.

Foto: Sandra Qvist, Albert Bonniers Förlag

Das Buch Engångsligg gleicht auf dem ersten Blick einer Art Tagebuch, das von Eindrücken, persönlichen Erlebnissen und der Atmosphäre in einem Werbebüro spricht und erst auf den zweiten Blick zu Literatur wird. Dies liegt vor allem daran, dass Josefin Palmgren kurze Sätze benutzt, angefangene Erzählungen oft erst viele Seiten später abschließt und mit Worten spielt. Jemand mit literarischer Ausbildung hätte vermutlich aus den 151 Seiten, die das Buch umfasst, 300 geschrieben und hätte dabei die Aussagekraft und die Stärke des Buches vernichtet.

Engångsligg ist ein Buch, das die Generation zwischen 18 und 25 schildert, eine Generation, die man heute in allen Großstädten findet, eine Generation ohne viel Perspektive, für die Nachtleben ein Ausdruck für Suche nach Geborgenheit und Gemeinschaft ist und in deren Leben Facebook und SMS zum Alltag gehören.

Josefin Palmgrens Engångsligg handelt natürlich auch von one-night-stands, aber der Begriff ist bei ihr mehr übergeordnet zu sehen, denn für die Autorin ist ein engångsligg auch ein Abend, der zu absolut nichts führt, oder eine Nacht mit Unbekannten an der sie zu Morgenstunden alkoholisiert einen Nachtclub verlässt, oder ein Abend, der nur oberflächliche Gespräche mit uninteressanten Leuten mit sich brachte.


Auf der anderen Seite ist das Buch Engångsligg ein Buch, das wie kein anderes das Leben um Storeplan in Stockholm beschreibt und eine Pflichtlektüre für alle sein sollte, die nach Stockholm ziehen oder dort studieren wollen, unabhängig ob es sich dabei um Schweden oder Deutsche handelt.

Auch in sprachlicher Hinsicht sollte Josefin Palmgrens Buch zur Pflichtlektüre werden, denn sie benutzt durchgehend die jugendliche Alltagssprache Stockholms und verwendet dabei häufig Worte und Ausdrücke, die einem nicht in Schweden lebenden Übersetzer das Leben schwer machen können, zumal viele der Begriffe nicht in Wörterbüchern zu finden sind und zudem bei Jugendlichen bereits einen Inhaltswandel erlebt haben.

Engångsligg ist kein Roman in herkömmlichem Sinn und die letzte Seite lässt die Geschehnisse einfach fortsetzen, in gleichem Sinne wie das Leben nach jedem einzelnen Erlebnis einfach weiter geht, aber immer nimmt man diese Erlebnisse mit in die Zukunft. Wer Josefin Palmgrens Buch gelesen hat, stellt sich nur die Frage, ob die Autorin ausreichend Fantasie verarbeitete um mit einem zweites Buch anschließen zu können, oder ob sie ihr persönliches Tagebuch zu einem Roman verwandelt hat und dem Leser damit eine einmalige Zeitaufnahme lieferte.

Das Buch Engångsligg von Josefin Palmgren kann beim Buchversand von Göteborg Aktuell erworben werden.

Samstag, 13. November 2010

Leif Mannerströms Weihnachtskochbuch

Auch wenn sich die schwedische Küche als solche bereits unter den besten Küchen der Welt einreiht, so gibt es wohl kein Land, das ein so traditionsreiches und vielseitiges Weihnachtsessen bietet als Schweden. Jedes Restaurant mit schwedischer Küche bietet im Dezember seine Julbord, die je nach Preis und Kategorie des Restaurants eine Vielzahl an Gerichten anbieten, die auf mehrere Gänge verteilt werden.

Leif Mannerström bei Passion Mat

Dieses Jahr kam nun ein Weihnachtskochbuch besonderer Art auf den Markt, das kein geringerer als der Göteborger Sternekoch Leif Mannerström verfasste, dessen Julbord (Weihnachtsmenüs) im Sjömagasinet meist bereits im September vollkommen ausgebucht sind. In seinem Kochbuch Julkokbok (Weihnachtskochbuch) bietet Leif Mannerström jedoch nicht nur einige Geheimnisse seiner Julbord, sondern berichtet auch von seinen privaten Weihnachten in der Familie und veröffentlicht Rezepte, die er nur zu dieser Gelegenheit benutzt.

Das großformatige, 240 Seiten umfassende Weihnachtskochbuch bietet eine Mischung aus Rezepten und kurzen Erzählungen zum Brauchtum Schwedens. Die rund 120 gut erklärten Rezepte spiegeln die allgemeine schwedischen Küche zu Weihnachten und kommen daher aus den verschiedensten Regionen Schwedens. Man findet daher sowohl den nordschwedischen Strömming als auch die westschwedischen braunen Bohnen und den Aal aus Schonen.

Leif Mannerströms Julbordet ist in mehrere Kapitel aufgeteilt, wobei der erste Teil die Gerichte und Getränke der Adventszeit beschreibt und mit dem Kaffeetisch am Nachmittag des Heiligen Abends endet. Anschließen folgen die Gerichte, die in die fünf traditionellen Gänge eingehen, wobei es sich beim Julbord bei einem Gang nicht um nur jeweils ein Gericht handelt, sondern um fünf bis zehn kleinere Gerichte. Leif Mannerström sagt von sich selbst, dass er jedes Jahr am 22. Dezember mit den Vorbereitungen des privaten Weihnachtsessens beginnt und diese Zeit auch benötigt.


Auch wenn jeder nach dem reichhaltigen Nachmittagskaffee und den fünf Gängen des Julbord mehr als satt ist, so folgen danach dennoch Nachspeisen, Süßigkeiten und typisch schwedisches Weihnachtsgebäck. Es ist verständlich, dass ein Julbord nicht nur viel Zeit für die Vorbereitung benötigt, sondern auch ein gemütliches langsames und langes Essen mit der Familie voraussetzt.

Leif Mannerström beschränkt sich in seinem Buch Julkokbok (Weihnachtskochbuch) nicht auf die Gerichte der einzelnen Gänge, sondern beschreibt auch wie man seinen eigenen Glögg macht, wie man Hering gekonnt einlegt und selbst seinen Senf zubereiten kann.

Leif Mannerströms Julkokbok ist ein Standardwerk der schwedischen Weihnachtsküche und lässt den Weihnachtstisch weltweit neu erfinden, zumal jedes Gericht auch fast schon künstlerisch aufgelegt wurde und jedes Rezept von einem Foto begleitet ist. Wie jedes Kochbuch, so kann auch das Julkokbok ohne Probleme von jemandem benutzt werden, der nur Grundkenntnisse in Schwedisch hat.

Das Julkokbok von Leif Mannerström kann beim Buchversand von Göteborg Aktuell erworben werden.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Dienstag, 9. November 2010

Anna Janssons Kriminalroman Drömmen förde dej vilse

Drömmen förde dej vilse (Der Traum führte dich irre) ist der zwölfte Kriminalroman von Anna Jansson in dem die Kriminalinspektorin Maria Wern die Hauptrolle übernimmt, wobei selbstverständlich auch zahlreiche andere bereits bekannte Personen bei den Handlungen und der Aufklärung der Morde und Misshandlungen eine gewisse Rolle spielen.


Der Roman Drömmen förde dej vilse spielt, wie bei Anna Jansson üblich, nicht nur im Polizeimilieu und auf Gotland, sondern auch im Milieu, das die ehemalige Krankenschwester am besten kennt. Der Leser wird daher auch immer wieder mit dem schwedischen Gesundheitssystem und psychischen Problemen mehrerer Personen konfrontiert.

Schon auf der ersten Seite des Buches erfährt man, dass ein hoch intelligenter Psychopath eine wichtige Rolle bei den kommenden Ereignissen einnehmen wird und vor allem Hacking eine wichtige Rolle spielt, bei der der Täter die Schritte der Polizei vorhersehen kann und damit immer einen Schachzug weiter ist als seine Verfolger. Auch wenn die Methoden des beschriebenen Hackings an der Realität vorbeigehen, so werden hier dennoch neue Wege der Kriminalität angesprochen, die der Polizei in Zukunft zu schaffen machen können.

Die Handlung bei Drömmen förde dej vilse verknüft sich erneut mit einer gotländischen Sage bei der eine junge Frau an ihrem Hochzeitstag in den Tiefen des Meeres verschwindet und seit diesem Tag versucht alle Männer in die Tiefe zu locken. Wer die Strände und Strömungen Gotlands kennt, versteht diese Legende, da man hier nicht nur Wasserwirbel und gefährliche Strömungen findet, sonder an manchen Tagen auch Geister über die Wasserfläche zu schweben scheinen.

Maria Wern spielt in diesem zwölften Kriminalroman von Anna Jansson mehrere Hauptrollen, da sie selbst zum Opfer des Täters wird, bevor sie ihn unschädlich machen kann. Aber auch ihr persönliches Verhältnis zu ihrem Kollegen und Liebhaber Per Arvidsson nimmt einige unerwartete Wendungen im Laufe des Romans.

Da im Buch Drömmen förde dej vilse ein Psychopath, dessen Geschichte und Identität dem Leser erst am Ende des Buches entschlüsselt wird, werden die Morde auf etwas brutale Weise ausgeführt, so dass jemand, der Bücher „bildlich“ liest und sensibel auf starke Erzählungen reagiert, dieses Buch von Anna Jansson nicht unbedingt als Bettlektüre verwenden soll.

Die Bücher Anna Janssons können beim Buchversand von Göteborg Aktuell erworben werden.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Donnerstag, 4. November 2010

Anna Jansson, eine Bestsellerautorin Schwedens

Anna Jansson wurde am 13. Februar 1958 in Visby auf der Insel Gotland geboren und arbeitete, bevor sie als Autorin von Kriminalromanen bekannt wurde, in Örebro als Krankenschwester. Ihr erster Kriminalroman, der ihr zum heutigen Ruhm verhalf, war das Buch „Stum sitter guden“, das sie im Jahre 2000 veröffentlichte und unter dem Titel „Und die Götter schweigen“ in Deutschland auf den Markt kam.


Auch wenn Anna Jansson in Deutschland mehr mit ihren bisher bisher 14 Werken aus der Serie mit Maria Wern bekannt wurde, so hat die Autorin auch zahlreiche Bücher über Ethik im Gesundheitswesen und mehrere Kinderbücher geschrieben. Aktuell plant sie eine mindestens zwölfteilige Serie an Kinderbüchern unter dem Namen „Emil Wern, Detektiv“, in denen der Sohn von Maria Wern die Hauptrolle übernimmt.

Bisher wurden von Anna Jansson allein in Schweden bereits über 1,5 Millionen Bücher verkauft, wobei ihr Werk „Främmande fågel“ (Das Geheimnis der toten Vögel) im Jahre 2008 als Fernsehserie in Schweden übertragen wurde und mittlerweile mehrmals wiederholt wurde.

Ihre Kriminalromane mit der Kriminalinspektorin Maria Wern spielen überwiegend auf Gotland, der Insel, mit der die Autorin heute noch sehr verbunden ist. Ihre spannenden Erzählungen sind in zahlreiche historische Geschichten, Legenden und Ereignisse der Insel eingebunden. Wer ihre Bücher daher erfühlen will, sollte sich auch etwas mit der Geschichte Gotlands beschäftigen, da die in den Büchern geschilderten Orte und Ereignisse von der Warte Gotlands aus betrachtet werden und nicht immer mit der offiziellen schwedischen Meinung übereinstimmen.

Wer die Bücher Anna Janssons im Original lesen will, entdeckt, dass sie in Schwedisch weitaus mehr die Seele Schwedens spiegeln als in der deutschen Übersetzung, da die Autorin eine leicht verständliche Umgangssprache benutzt, die jedoch teilweise gotländische Ausdrücke und Redewendungen aufweist, die jedoch im Zusammenhang auch für Nichtschweden leicht verständlich sind. Ihre Wortwahl und Schreibweise sind nur sehr schwer ins Deutsche zu übertragen.

Anna Jansson schafft keine neue Art von Kriminalroman, denn sie folgt den üblichen Pfaden in ihren Handlungen. Ihr sehr persönlicher Zug, außer den Handlungen auf Gotland und den geschichtlichen Hinweisen, ist vor allem, dass sie alle handelnden Personen intensiv unter die Lupe nimmt, was sich im Laufe der Bücher sogar verstärkt. Erst wenn man die handelnden Personen kennt, beginnt die eigentliche Handlung in den Vordergrund zu drängen.

Ich nächsten Beitrag kann man mehr über die Personen in Anna Janssons Büchern lesen und erfährt wovon ihr jüngster Roman „Drömmen förde dej vilse“ (Der Traum führte dich irre) handelt. Die schwedischen Bücher von Anna Jansson können über Göteborg Aktuell erworben werden.

Copyright: Herbert Kårlin

Dienstag, 26. Oktober 2010

Tusenskönor, der neue Krimi von Kristina Ohlsson

Kristina Ohlsson gilt als eine der zukunftsträchtigsten schwedischen Krimiautoren und wurde nun, bereits nach ihrem zweiten Buch Tusenskönor (Ganseblümchen), zum Svenska Deckarakademins Pris, dem bedeutendsten schwedischen Preis für Verfasser von Kriminalromanen nominiert.

Ihr zweiter Kriminalroman hat die gleichen Hauptfiguren wie das erste Buch (Askungar), das vor einem Jahr auf den Markt kam, wobei die dominante Rolle auch hier Fredrika Bergman spielt, die, wie Kristina Ohlsson selbst, bei der Polizei als private akademische Hilfe angestellt ist.


Kristina Ohlsson beginnt ihr Buch Tusenskönor mit drei parallelen Geschichten, die zu Beginn kaum eine Verbindung haben und sich dann im Laufe der 400 Seiten immer enger verknüpfen. Da es sich jedoch um eine begrenzte Gruppe von Personen handelt, ist es relativ einfach den verschiedenen Fäden zu folgen.

Kristina Ohlssons Buch Tusenskönor wurde von schwedischen Kritikern in unterschiedlichster Weise aufgenommen, aber alle Kritiker waren sich in einem Punkt einig: Die Autorin meistert die schwedische Sprache mit jeder Feinheit, was auch für Leser, die nur Hochschwedisch beherrschen, sehr gut mit dem Buch zurechtkommen und die schwedische Sprache in vollen Zügen genießen können.

Der Kriminalroman Tusenskönor ist jedoch nicht nur ein spannender Roman, sondern gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Kulturen, mit Menschenschmuggel und der psychologischen Analyse betroffener Personen. Kristina Ohlsson behandelt in Tusenskönor alle Aspekte der handelnden Personen ohne nur eine Sekunde in das stereotype Bild der herkömmlichen Kriminalromane zu verfallen.


Die drei parallelen Handlungen mit denen das Buch beginnt:

Ein älteres Priesterpaar wird in der Wohnung tot aufgefunden. Auf den ersten Blick sieht es so aus, dass der Priester erst seine Frau und dann sich selbst tötete, weil er den Selbstmord durch eine Überdosis der gemeinsamen Tochter nicht verkraftete. Schon sehr schnell tauchen jedoch, trotzt eindeutigem Abschiedsbrief, Zweifel an der so offensichtlichen Handlung auf.

Ali, ein illegaler Einwanderer aus dem Irak wartet, eingeschlossen in einer Wohnung, auf einen Auftrag, der ihm und seiner Familie eine Zukunft in Schweden garantieren soll. Ali kennt weder den Auftraggeber noch weiß er welchen Auftrag er zu erledigen hat, bevor er seine Familie erneut treffen kann.

Eine junge Frau, die einen geheimnisvollen Auftrag in Thailand übernommen hat, wird plötzlich von der Umwelt abgeschlossen als sie die Heimreise antreten will. Der vorgebuchte Flug ist aus der Liste der Fluggesellschaft verschwunden, das Hotelzimmer ist nicht mehr zugänglich und E-mail sowie Handy können plötzlich nicht mehr genutzt werden. Von einer Sekunde zur anderen wird sie in Thailand obdachlos, ohne ihre Feinde zu kennen.

Die Bücher Askungar und Tusenskönor können beim Buchversand von Göteborg Aktuell erworben werden.

Copyright Text und Fotos: Herbert Kårlin

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Kristina Ohlsson, eine schwedische Jungautorin mit Zukunft

Kristina Ohlsson wurde 1979 in Kristianstad in Skåne (Schonen) geboren, lebt und arbeitet mittlerweile jedoch in Stockholm. Kristina studierte an mehreren Hochschulen Schwedens Staatswissenschaft, arbeitete im Außenministerium und der militärischen Hochschule bevor sie sich für einen Dienst bei der schwedischen Sicherheitspolizei SÄPO entschied, wo sie an sicherheitspolitischen Analysen arbeitet.


Zu Hause bei Kristina Ohlsson

Bevor Kristina Ohlsson im Jahre 2009 ihren ersten Kriminalroman Askungar veröffentlichte, der bisher in 12 Sprachen übersetzt wurde, schrieb sie Bücher über die europäische Politik und die Krisengebieten im Mittelosten. Askungen war ihr erster Roman für den sie auch die Hauptfigur Fredrika Bergman schuf, eine Person, die nach Aussagen der Autorin etwa 50% ihrer eigenen Persönlichkeit übernommen hat.

Kristina Ohlsson erhielt im Jahre 2010 für ihr Erstlingswerk Askungar den mit 25.000 Kronen dotierten Stabilopreis, der jedes Jahr an einen Autor Südschwedens für einen spannenden Roman vergeben wird. Im August dieses Jahres kam nun das zweite Buch der Autorin mit dem Titel Tusenskönor beim Pirat förlaget auf den Markt in dem ebenfalls Fredrika Bergman die Hauptrolle spielt.

Bei der Wahl ihrer handelnden Figuren weicht Kristina Ohlsson von üblichen Schemas ab und vermeidet übermüdete weibliche und männliche Polizisten, die durch ihre Kleinkinder noch unter einen Zusatzstress geraten. Fredrika Bergman geht einen völlig unkonventionellen Weg, indem sie, zum Beispiel, mit knapp über 30 ihre Sehnsucht nach einem Kind auf diese Weise löst, dass sie sich von einem 25 Jahre älteren Mann schwängern lässt, der zudem verheiratet ist.

Kristina Ohlsson, die selbst gerne Kriminalromane und Memoiren liest, sagt, dass sie bereits heute Stoff für weitere drei Romane mit Fredrika Bergman im Kopf hat. Noch bevor ihr zweites Buch diesen August auf den Markt kam, begann sie bereits an einem dritten Werk mit ihrer Hauptfigur zu arbeiten.

Ich nächsten Beitrag kann man mehr über die Personen in Kristina Ohlssons Büchern lesen und erfährt wovon ihr Roman Tusenskönor (Gänseblümchen) handelt. Die Bücher von Kristina Ohlsson können über Göteborg Aktuell erworben werden.

Herbert Kårlin

Dienstag, 19. Oktober 2010

Die Übersetzung von schwedischen Büchern

Bücher aus dem Schwedischen werden in der Regel von Übersetzern übertragen, die Deutsch als Muttersprache beherrschen und die schwedische Sprache in Sprachschulen, Universitäten oder als Autodidakt nach einigen sommerlichen Aufenthalten in Schweden gelernt haben, was logischerweise einige Probleme mit sich bringt.

Natürlich kann ein entsprechender Übersetzer Bücher von Autoren, die aus dem Raum um Stockholm kommen und ein Hochschwedisch benutzen, je nach seiner Qualifikation, gut in die deutsche Sprache übertragen, vorausgesetzt, dass es sich um ein Thema handelt, das keine tieferen Kenntnisse in schwedischer Tradition und schwedischem Verhalten fordert. Bücher von Leif GW Persson oder Kristina Ohlsson können daher ohne größere Probleme in Deutsch veröffentlicht werden, was bei Henning Mankell, Sandra Gustafsson oder Marianne Fredriksson, die bei ihrer Wortwahl bisweilen weit vom Hochschwedisch abweichen, bereits ein größeres Problem darstellt.

Natürlich wird ein deutscher Leser schwedischer Autoren, der Schweden nicht sehr gut kennt, nie erfahren, was er durch eine schlechte Übersetzung verpasst und selbst der Lektor eines Verlages wird eine schlechte Übersetzung unter Umständen als sehr gutes Buch betrachten, was es auch ist. Was in solchen Fällen fehlt, ist nur, dass in entsprechenden Übersetzungen das wahre Schweden zu kurz kommt und deutsches Verständnis mit schwedischem Inhalt gemischt wird.

Ein guter Übersetzer von schwedischer Literatur muss mehrere Jahre in Schweden gelebt haben und die Mentalität der verschiedenen Regionen sehr gut kennen, denn nur dann wird er die Feinheiten des Landes, die Dialekte und eine unterschiedliche Anwendung von Grammatik verstehen und bei der Übersetzung berücksichtigen können. Und nur dann wird er bei älteren Autoren des Wärmlands nicht die norwegisch-schwedischen Worte nach bestem Gewissen erraten müssen, sondern den Geist des Wärmlands mit in seine Übersetzung mit aufnehmen.

Viele schwedische Autoren sind sehr eng an ihre Region gebunden, nicht nur was Traditionen und Brauchtum angeht, sondern auch hinsichtlich der Sprache. Selbst Anna Jansson benutzt in ihrer Wortwahl noch heute Ausdrücke und Redewendungen aus dem Gotland, obwohl sie schon seit vielen Jahren in Örebro wohnt. Wie sollte ein akademischer Übersetzer diese Feinheit bei einer Übersetzung entdecken und bei der Übersetzung berücksichtigen können?

Schweden hat auf einer Fläche, die Deuschland um fast 100.000 Quadratkilometer übersteigt, eine Vielzahl an Kulturen und, man kann auch sagen Regionalsprachen, denn Umeå besitzt ebenso eigenen Worte wie das Dalsland und Göteborg. Die meisten dieser Worte findet man in keinem Lexikon und keinem Wörterbuch. Selbst die Bewohner Stockholms können mit entsprechenden Begriffen oft nichts anfangen, obwohl sie in der Literatur teilweise verwendet werden und sie in der entsprechenden Region bereits Urlaub machten.

Während der kommenden Buchmesse in Göteborg mit der deutschsprachigen Literatur im Fokus können Besucher und Verleger aus dem deutschsprachigen Raum nicht nur deutsche Bücher präsentieren oder schwedische Neuausgaben entdecken, sondern auch einen Blick auf die schwedische literarische Realität und die schwedische Kultur werfen, was einem gegenseitigen kulturellen Austausch nur zu Gute kommen kann.

In den folgenden Wochen werden einzelne Autoren und deren Bücher auf diesen Seiten gezielt besprochen. Als erste Autorin ist für nächste Woche Kristina Ohlsson mit ihrem zweiten Buch „Tusenskönor“ (Gänseblümchen) vorgesehen.

Copyright: Herbert Kårlin

Sonntag, 10. Oktober 2010

Die Buchmesse Bok & Bibliotek 2011

Am 22. September 2011 öffnen sich die Pforten der Svenska Mässan in Göteborg für die 27. Buchmesse Bok & Bibliotek, die dann die deutschsprachige Literatur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz im Fokus hat. Für viele Skandinavier bedeutet dies einen Überblick über die moderne und verkaufsträchtige deutschsprachige Literatur zu bekommen und schwedische Verlage haben die Möglichkeit Werke zu entdecken, die sie anschließend ins Schwedische übersetzen lassen können. Die Buchmesse ist damit eine bedeutende Chance für deutschsprachige Autoren einen Sprung in die literarische schwedische Welt zu machen, vorausgesetzt, dass die deutschen Verlage Bücher wählen, die auch der schwedischen Mentalität entsprechen.

Erica JongErica Jong während der Göteborger Buchmesse 2010

Deutschsprachige Besucher der Buchmesse Bok & Bibliotek in Göteborg haben die Chance schwedische Bücher zu extrem günstigen Preisen zu erwerben und zahlreiche der schwedischen Autoren aus nächster Nähe zu erleben, die während der Messe ihre letzten Werke vorstellen, an Podiumsdiskussionen und Seminaren teilnehmen. Für die Besucher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bedeutet die Teilnahme an der Buchmesse jedoch nicht nur schwedische Literatur zu entdecken, sondern auch ein Stück schwedischer Mentalität zu erleben.

Egal, ob man als Übersetzer aus dem deutschsprachigen Raum zur Buchmesse kommt, selbst ein Autor ist, als Verleger tätig ist oder man nur ein Liebhaber der schwedischen Literatur ist, die Buchmesse in Göteborg gehört zu einem Ereignis, das man sich ebenso wenig nehmen lassen sollte wie die Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse oder jener in Barcelona.

Während die Buchmesse Bok & Bibliotek in Göteborg noch vorbereitet wird, können Liebhaber der skandinavischen Literatur, die den Einträgen von Buchmesse Göteborg folgen, bereits heute an einer Art Buchmesse teilhaben, indem sie schwedische Autoren kennen lernen, Bücher finden, die bisher noch nicht übersetzt wurden und vieles über schwedische Literatur und Übersetzungen finden.

Copyright: Herbert Kårlin